Freitag, 30. Dezember 2011

Review // Dritte Wahl

Dritte Wahl - Gib Acht

Ende 2010 haben die Rostocker nach langer Zeit endlich ihr neues Album an Land gezogen. Dieses kommt im schicken Digipack und beinhaltet 14 Songs, wenn man der Tracklist glauben schenkt. Tatsächlich vorhanden sind aber 16, auf diese ich nun eingehen werde.
Den beginn macht auch gleich der Titelsong, welcher sehr aktuell auf die Gefahren unseres Medienzeitalters eingeht, die in TV, Web 2.0 etc. auf uns warten. Weiter gehts mit "Das sieht gut aus", einem schnelleren, spaßigem Lied über unsere Politiker und ihre 'Bemühungen' für uns. "Ich bin dafür" heißt ein Stück, in dem man mal nicht gegen alles ist, sondern dafür, diese Dinge zu ändern. "Keine Angst" ist einer meiner Lieblinssongs auf dem Album. Es geht um Die Angst, irgendwann mal so zu werden wie alle anderen und zum Spießertum übergeht. Der nächste Titel schimpft sich "Alles für den Wind" und ist, bis auf den Dudelsack, nichts besonderes. Hierauf folgt der Titel mit dem wohl höchsten Mitsingfaktor, welcher auf Konzerten immer heiß ersehnt ist und vom ganzen Publikum begeistert aufgenommen wird: "Fliegen". Dem eher nachdenklichen Stück folgt das spaßige "Mama, hol den Hammer", ein englsiches Kinderlied in deutsch umgedichtet. Sehr ruhig wirds nochmal bei "Ich bin's", wo in Begleitung von einem Piano die Geschichte eines Mannes erzählt wird, der Abends nach der Arbeit einen Anruf einer Frau bekommt, mit der er sehr lange keinen Kontakt mehr gehabt hatte. Traurige Stimmung und trauriger Ausgang. "Morgen schon weg" ist einer dieser Titel, die von dem Traum handeln, einfach irgendwann mal abzuhauen und alles hinter sich zu lassen. Zum Schluss kommt "Danke", ein Lied mit Gänsehautfaktor, besonders Live.
So, 14 Songs sind durch. Aber Schluss ist noch lange nicht. Der 15. Titel dauert 8 Minuten. Diese 8 Minuten werden gefüllt von... nichts. Oder von einem Rauschen und ab und an ein paar alltäglichen Geräuschen, wer die Boxen entwas lauter aufdreht. Schluss ist damit immer noch nicht, denn der 16. Song namens "Pro Rapid" ist die schnelle Version von "Ich bin dafür". Danach ist aber nun wirklich das Ende erreicht, nach 49 Spielminuten. Wenn man die 8 Minuten Nichts mal rauslässt.
Fazit: Dritte Wahl so wie man sie kennt. Geschichten aus dem alltäglichen Leben, Sozialkritik und manchmal eine gewisse Portion Humor macht diese Band immer wieder hörbar, auch nach über 20 Jahren!


Infos:

Review von Kevin

Montag, 26. Dezember 2011

Interview // Frei Schnauze

Frei Schnauze - Hardcorepunk aus Berlin

Frei Schnauze! aus Berlin - eine noch relativ junge Band, die sich in ihrer Musik darin verstehen, Ska mit Hardcore und Punkrock kollidieren zu lassen! Textlich klare Ansagen machen sie auf ihrem in diesem Jahr erschienenen Album "Hunger" auf dem Label "Sn-Punx Schwerin"! Im Interview beantworten sie mir nicht nur Fragen dazu, sondern auch zu der heiklen Südtiroler Geweih-Combo und dem allgemein leidigen Thema "Grauzone" in der Szene. Interresant und aufschlussreich wie ich finde, vielen dank dafür!


Welche Individuen stehen hinter Frei Schnauze, seit wann gibt’s euch und wer kam denn auf
die Idee die Band Frei Schnauze zu gründen?

Hinter der Band stehen sechs Berliner Musiker: Falk und Thommäs am Hauptgesang, Borch an der Leadgitarre, Alex an der Rhythmusgitarre (+ Backgroundgesang), Butthead am Bass (+ Backgroundgesang) und Oigen am Schlagzeug (+ Backgroundgesang). Die Idee der Bandgründung kam so gesehen von uns allen. Wir kannten uns schon viele Jahre vorher und standen zudem kurz vor „Frei Schnauze!“ bereits in einem gemeinsamen Proberaum. Das alte Projekt lösten wir auf, begannen gemeinsam zu jammen und stellten schnell fest, dass es eine wahnsinnig interessante Mixtur ergibt, wenn man Punkrock, Hardcore, Metal, Skinheadrock'n'roll und SKA miteinander kollidieren lässt. So gesehen spielte also jeder sein eigenes Genre in Kombination mit den Genres der anderen Bandmitglieder. Jeder machte sein eigenes Ding und doch ergab sich eine gemeinsame Einheit! Als dann irgendwann noch Texte dazukamen die alles andere als ein Blatt vor den Mund nahmen, wurde uns bewusst was wir da eigentlich fabrizieren: Wir spielten frei Schnauze. So entstand dann auch der Bandname.

War von Anfang an klar, wo es musikalisch hingehen soll und dass es textlich knallharter
Auf-die-Fresse-Politpunk mit einer Mischung aus Ska, Punk und HC wird?

Nein, das war zum Anfang überhaupt nicht klar! Wie geschrieben begann alles mit unschuldigen Jam-Sessions. Damals hätte nie jemand gedacht, dass daraus eine neue, ernsthafte Band entstehen würde. Nachdem wir dann aber die ersten Riffs immer und immer wieder spielten, festigten sich gewisse Fragmente und wurden zum Ohrwurm. Irgendwann juckte es in den Kehlen das Ganze auch textlich auszuschmücken. Wenn du Hardcore mit SKA kollidieren lässt erhältst du ein überraschend spannendes Ergebnis: Der HC tritt dir von hinten mit aller Wucht in den Arsch und der Offbeat vom SKA zerrt dich kraftvoll nach vorn – das Eine schiebt, das Andere zieht! Kurzum: Es entsteht eine Dynamik aus Aggression und Leidenschaft! Wenn du eine solche Grundlage hast um darauf Texte zu schreiben, kommst du an direkter Kritik und Wut kaum noch vorbei. Die Stimmung der Musik nimmt Einfluss auf die Stimmung beim Texten. Eines kommt zum Anderen. Wenn du dann deine Augen öffnest und diesen riesen Haufen gesellschaftlicher, politischer und menschlicher Scheiße dort draußen erkennst, platzt es ganz einfach aus dir heraus und du kotzt dich in deinen Texten von oben bis unten unter Hochdruck aus! Diese Entwicklung war also viel eher eine unbewusste und unkontrollierte. Wir haben sie einfach laufen lassen um uns am Ende überraschen zu lassen welches Ergebnis in ihr fruchtet.

Nun zur ersten brennenden Frage: Aktuelle Entwicklung in der prekären Sache mit den
Geweih tragenden Onkelz-Imitatoren? Haben sich die Hirsche ihre Hörner abgestoßen?

Wir wissen es auch nicht so genau. Wir sperren die Ohren auf, doch das Röhren im Walde ist vorerst verstummt. Wir hoffen, dass dort kein Jäger sein Unwesen getrieben hat. Man kann ja nie wissen, im
dunklen Walde. Andererseits geht es ja so langsam auch schon wieder auf Weihnachten zu. Vielleicht hat das Management zur Ordnung gerufen und alle wieder vor den weihnachtlichen Schlitten gespannt. Man weiß es nicht. Fakt ist, dass sich derzeit ausgeschwiegen wird. Ob das an dem unerwartet lauten Aufschrei innerhalb der Szene lag, an der Berichterstattung bis weit über die Grenzen der Punkszene hinaus (selbst Südtiroler Blogs und Online-Lokalzeitungen berichteten kritisch darüber) oder aber an den lauter werdenden Stimmen innerhalb der Deutschrock-Szene selbst wäre spekulativ. So oder so hat das Ganze eine Welle losgetreten, die scheinbar schon lange heran rollte. Wir waren da lediglich der Tropfen auf den heißen Stein. Hoffentlich hat es dem einen oder anderen die Augen geöffnet. Wahrscheinlich sitzt irgendwo jemand in seinem stillen Kämmerlein und wartet darauf, dass wir einen falschen Schritt begehen um uns dann den nächsten Haufen vor die Tür setzen zu können.

Wo wir grade dabei sind…. Wie kam’s eigentlich zum Bandnamen? Entstand der Name
aufgrund einer Aversion gegen rechtsoffene Wildtiere?

Das ist natürlich der Schluss, den viele Leute aktuell ziehen. Das ist aber eindeutig nicht der Fall! Wie oben schon geschrieben bezieht sich der Bandname auf die Art und Weise wie unser Musikstil entstand, auf unsere Texte und auf die musikalische Komposition.

Ich habe das ja ein bisschen verfolgt und die Kommentare diverser Leute mal überflogen auf
eurer Homepage…. U. a. werfen euch die F.W.-Sympathisanten ja vor, einen Vorteil daraus
ziehen zu wollen, weil ihr ja durch diese Sache auch ein bisschen Werbung habt. War die
Sache für euch vielleicht insoweit positiv, um die Leute mehr auf Rechtsoffenheit/Grauzone
aufmerksam zu machen, dass sensibler reagiert wird und noch mehr hingeschaut?

Zu sagen, dass wir keinen Nutzen von dieser Nummer hatten, wäre glatt gelogen! Plötzlich waren FREI SCHNAUZE! in aller Munde. Wenn man bedenkt, dass diese ganze Scheiße fast zeitgleich mit unserer Albenrelease vom Himmel regnete, hinterlässt das sicherlich auch den Eindruck als wäre das alles geplant gewesen. Das war es eindeutig nicht! Wir hätten nie im Leben mit einer so intensiven Resonanz gerechnet! Weder mit der positiven, noch mit der negativen! Um ehrlich zu sein war das umstrittene Shirt-Motiv zumindest zum damaligen Zeitpunkt nicht zur Veröffentlichung geplant. Dass es an die Öffentlichkeit gedrungen ist, resultierte lediglich aus dem hastigen Aufbau unseres Blogs (der pünktlich zur Albumrelease online stehen sollte). Um das Teil zu gestalten musst du notgedrungen mit Text und Bildmaterial jonglieren. Also erstellst du Platzhalterartikel. Einer davon war dieses Shirt um unseren Webshop zu testen. Um genau zu sein stand es EINEN einzigen Tag im Netz und Schwupps flatterte uns am Folgetag auch schon besagtes Anwaltsschreiben ins Haus. Im Rahmen unserer Pressemitteilung zur besagten Abmahnung machten wir dieses Motiv nun notgedrungen entgegen unseres ursprünglichen Plans öffentlich – immerhin handelte es sich dabei um den Streitgegenstand der Abmahnung und war daher von primärem Interesse der Pressemitteilung. Für uns natürlich perfekt! Damit hat sich jemand vorbildlich in den eigenen Sack getreten! Und jetzt mal im Ernst: Es hat doch wohl niemand ernsthaft geglaubt, dass wir unter solchen Vorzeichen unsere Mäuler halten? Na sicher doch! Deshalb heißen wir auch FREI SCHNAUZE! Ohne Worte... Das ändert aber nichts daran, dass wir auf diesen ganzen Stress liebend gern verzichtet hätten. Immerhin zieht das ja so oder so auch enorme Kosten nach sich. Zudem rutschte unser eigentliches Baby – nämlich das neue Album – wegen diesem Thema deutlich in den Hintergrund. Das hätten wir lieber genau umgekehrt gehabt! Aber gut, geschehen ist geschehen und am Ende wird sich hoffentlich alles zum Positiven wenden!

Aber back to topic! Das Thema Rechtsoffenheit und Grauzone hat es an vielen Ecken sicherlich beflügelt. Es ist schon amüsant Leute zu sehen, die im letzten Sommer noch meinten sie würden sich

privat gern solche Musik anhören und in diesem Sommer plötzlich ein dickes "Schnauze!" auf ihren Shirts prangte. Was uns besonders verwundert hat ist die szeneübergreifende Kritik! Da kamen Bands auf uns zu, die sich auf dem Wacken gemeinsam mit den Herren die Bühne teilen mussten und dringlichst darum baten eines dieser Shirts zu bekommen um ihre Kritik auch visuell auf der Bühne zum Ausdruck zu bringen. Das Gleiche betrifft das Summerbreeze Festival. Es gibt Bands die ihre Bühnentransparente zu diesem Zweck abänderten, Bands die aus Solidarität begannen ähnliche Shirts zu drucken, auf diversen Festivals tönten Ansagen gegen die wilde Grauzone von den Bühnen und und und. Politisch betrachtet ist das natürlich ein enormer Erfolg! Ganz einfach weil sich diverse
Mailorder (abgesehen von einem!), diverse Labels, diverse Bands, diverse Veranstalter, diverse Fanzines usw. eindeutig positioniert haben. Das war ein deutliches Zeichen all derer, denen die Szenen noch am Herzen liegen! Eine deutliche Ansage an alle politisch fragwürdigen Spinner, dass sie in unseren Reihen unerwünscht sind! Wir hoffen, dass das dem einen oder anderen nachwachsenden Punk die Augen geöffnet hat und er nicht in die Falle der kommerziell-motivierten Rechtsoffenheit tappen wird. Da haben ja schon mehr als genug Leute Scheiße am Schuh.

Beim Thema Grauzone geht ja nie der Gesprächsstoff aus. Viele Bands nehmen es ja
nicht genau, mit was, wem oder wo sie spielen und vor allem, wer wird zum Konzert
hinein gelassen. Bei FW wurde ja oft genug schon bewiesen, dass hier nicht nur in
der Band sondern auch im Publikum Schwachmaten sind. Andererseits sehe ich auch
eine große Gefahr, unreflektiert und vorschnell zu reagieren und Leute vorschnell als
Grauzone abzustempeln. Ich finde schon, dass man sich einen persönlichen Eindruck
verschaffen sollte, wenn es über eine Band zu schwammige Gerüchte gibt. Wie sind eure
Erfahrungswerte beim Thema Rechtsoffenheit?

Das ist wohl dein Lieblingsthema, was? Haha, aber bleiben wir bei der Beantwortung deiner Fragen. Dafür sind wir ja gerade auch da. Grundsätzlich muss man sicherlich unterscheiden zwischen der
Band, dem Publikum, der Einstellung von Bands gegenüber(!) ihrem Publikum UND der Veranstaltung die man als Band bespielt. Wir selbst wissen beispielsweise, dass wir – da spielt uns das Schicksal
einen Streich – auch in der Deutschrock-Szene gut ankommen, genauso wie es auch einige Nasen gibt, die zu unserer Mucke abgehen. Wir könnten also wenn wir wollen auf diesen Zug aufspringen, Kohle abkassieren und einen Scheiß auf unsere Ideale geben. Wir könnten die Augen verschließen und den ganzen Scheiß dulden um finanziell von ihm zu profitieren. Es ist auch nicht von der Hand zu weisen, dass wir bereits mehrmals (kein Scherz!) auf Deutschrockkonzerte eingeladen wurden (die wir natürlich ausdrücklich nicht spielten!). Mit nicht unerheblichen Gagenangeboten! Die Alternative ist genau das zu festigen, was wir aktuell machen: Standhaft bleiben, uns unserer Ideale besinnen und vor Allem die Augen nicht vor der Realität zu verschließen. Bands die einen Scheiß auf die Gesinnung ihres Publikums geben dulden damit unter Umständen auch rechte Idioten auf ihren Konzerten. Sie sind also für rechte Besucher offen und damit rechtsoffen. Spiele ich als Band auf Veranstaltungen, bei denen eindeutig rechtsoffener Scheiß spielt, habe ich die Möglichkeit mich entweder auf der Bühne dagegen zu positionieren oder aber ich halte die Fresse und dulde dieses Treiben. Sobald ich es dulde, bin ich dafür ebenfalls offen ergo erneut rechtsoffen. Und so weiter und so fort… Viele der Bands denen ein Grauzonenvorwurf zur Last gelegt wird tragen ihn zu Teilen aber auch zu Unrecht. Das muss man an dieser Stelle auch ganz deutlich erwähnen! Man kann nicht sinnlos Konstellationen von vor 15 Jahren in die heutige Zeit transferieren und unter heutiger Interpretation zurecht pflücken. Wenn ich heute auf Bühne A spiele und in 10 Jahren spielt dort beispielsweise Endstufe KANN ich beispielsweise nie etwas davon gewusst haben (weil es ganz einfach noch gar nicht geschehen ist). Eine Einordnung als rechtsoffen ist wegen solchem Quatsch also absolut sinnlos (Anmerkung: Das ist nur ein fiktives Beispiel!). Leider greift eine solche Logik in einigen Fällen aber wie wild um sich und zerstört damit eine effektive Diskussion zum eigentlichen Thema. Ganz einfach weil sie durch Spekulationen entkräftet und unglaubwürdig wird. Fakt ist, dass eine gesunde und effektive Diskussion zu diesem Thema NUR stattfinden kann, wenn sie sachlich geführt wird und nicht emotional geladen ist! Andernfalls wird die Konsequenz daraus sein, dass sich eine zu Unrecht beschuldigte Band auf Dauer selbst den Stempel der Grauzone geben wird – ganz einfach um damit aus Protest ein lautes "Fickt euch!" in die Welt zu schreien. Die wirklich gefährlichen und fragwürdigen Bands bleiben dabei leider schnell auf der Strecke oder aber nähren sich an der daraus resultierenden Möglichkeit zur Abschwächung ihres Vorwurfes. Wir selbst wissen in voller Konsequenz wie wir zu diesem Thema stehen und wofür bzw. wogegen wir uns aktiv engagieren: Good Night White Pride! Fuck RAC!!!

So jetzt mal zu eurem neuen Album „Hunger“, welches auf dem Schweriner Label Sn-Punx
erschienen ist: Da ich das Vergnügen hatte, die CD auch gleich noch zu reviewen, hat sie
mich als „Wenig-Hardcore-Hörer“ sehr überrascht. Tut gut diese Prise Ska in eurer Musik,
macht das ganze doch um einiges abwechslungsreicher. Textlich spielt das Album definitiv in
der oberen Liga des Polit-Punk. In welchem Zeitraum ist die CD denn entstanden?

Das Album hat insgesamt ca. 2,5 Jahre an Entwicklung und Umsetzung gefressen. Wie du dir vorstellen kannst ist das Songwriting bei all den Einflüssen nicht immer das einfachste. Mal abgesehen davon, dass wir uns die Studioaufnahmen nur in Etappen leisten konnten und entsprechend Stück für Stück zusammenschustern mussten. Im Endergebnis fällt das aber kaum auf. Tobi vom Kugelphone Studio hat da einen echt guten Job gemacht und dürfte nach all den Sessions wohl um einige grauen Haare reicher sein. An dieser Stelle einen dicken Dank dafür, genauso wie an Dirk und Caro von den SN-Punx!

Wie gestaltet sich denn so ein „Probe“ bei euch? Habt ihr zusammen die Lieder kreiert oder
jeder für sich alleine im stillen Kämmerlein und euch dann getroffen?

Neee, nichts im stillen Kämmerlein! Das kleckert sich alles innerhalb der Proben zusammen. Meistens kommt irgendwer mit einem neuen Fragment an, darauf wird kurz gejammt, dabei entstehen dann
wiederum Fortführungen oder neue Lines, die Sänger gehen mit einem Ohrwurm nach Hause und kommen dann ebenfalls mit Fragmenten zur nächsten Probe wieder zurück. So kommt eins zum anderen bis der Song an Reife gewonnen hat. Wenn es dann um die Finalisierung geht gibt es in der Regel irgendwann Streit und Zoff. Ganz einfach weil jeder für ein anderes Genre steht und die unterschiedlichen Einflüsse erst einmal unter einen Hut gebracht werden müssen. Im Anschluss geht es dann runter in die Kneipe und bei einem Bierchen verpufft der Zoff wieder im Nichts.

Hattet ihr von vorneherein vor, die CD auf einem Label rauszubringen und wie seid ihr zu Sn-
Punx gekommen?

Label war schon immer der Plan. Ohne Label macht es auch kaum einen Sinn. Immerhin hast du über ein effektives Label auch einen effektiven vertrieb zur Seite. Wenn du versucht über Eigenproduktion

deine Scheibe in die ganzen unterschiedlichen Läden und Shops zu bekommen wirst du blöd. Das frisst solch Unmengen an Zeit, dass du dich überhaupt nicht mehr auf die eigentliche Musik und Konzerte konzentrieren kannst. Muss nicht ein! Mal davon abgesehen, dass das nach dem ganzen Aufnahmen- und Masteringgedöns nochmal einen ordentlichen Batzen Kohle abverlangt. Insofern war die Entscheidung schon immer klar zu einem Label zu wollen. Zu SN-Punx sind wir über eine ganz normale Bewerbung gekommen. Nachdem wir unsere Aufnahmen im Kasten hatten und das Mastering in Sack und Tüten, begannen wir Bewerbungen an eine Hand voll Labels raus zu schicken, die uns persönlich interessiert haben. Darunter waren auch die SN-Punx. Und wie es der Zufall wollte antwortete Dirk auch prompt zurück, dass er sich ein Labeling mit uns gut vorstellen könnte. Wir verstanden uns auf Anhieb, bewegten uns offensichtlich auf der gleichen Wellenlänge und damit war die Sache auch schon besiegelt. Absolut unspektakulär, pflegeleicht und stressfrei. Dafür bekommen der liebe Dirk und die liebe Caro an dieser Stelle auch nochmals ein dickes Bienchen ins Muttiheft!

Welche Erfahrungen in- und außerhalb der Szene muss man gesammelt haben, um
Inspiration für diese doch sehr tiefgängigen, durchdachten Texte zu haben?

Puhhh... Muss man dafür ernsthaft Erfahrungen sammeln? Wir denken dafür muss man einfach nur die Scheuklappen von den eigenen Augen nehmen und sich die Welt dort draußen bewusst ansehen. Ohne eine Portion Philosophie geht das natürlich nicht. Jemand der stumpf im Kopf ist wird die Welt auch nur in ihrer visuellen Erscheinung erkennen. Sobald man sich aber ein wenig mit geopolitischem Treiben auseinandersetzt und die Dinge in einen internationalen Zusammenhang stellt, sollte es offensichtlich werden wie dreist und hinterhältig man uns an jeder Ecke ins Gesicht lügt. Dazu zitieren wir kurz einen Auszug aus unserem Text "Schlachtruf der Idioten": „...Ihr sollt glauben! Fressen! Sollt nicht länger hinterfragen! Mit retuschierten Bildern schlagen sie der Wahrheit in den Magen! Bis zur Besinnungslosigkeit mit Trugbildern konfrontiert, die euch blenden – eine Täuschung, die die Sinne verwirrt! ... Die euch verführt! ... Die euch den Blickwinkel diktiert!" . Das ist ein
unabhängig eingefangenes Weltbild. Nichts weiter! Im Text "Ohnmacht" haben wir dazu eigentlich schon einen recht passenden Hinweis darauf, aus welcher Situation bzw. welcher Gefühlslage heraus unsere Texte oft entstehen: „Schon wieder einer der Tage, die ich nicht länger ertrage, weil ich hinterfrage – mich mit Erkenntnissen plage! Tage, an denen ich die Ohnmacht sehen kann Die uns überall erwartet – die niemand leugnen kann! Solche Tage sind für mich nur sehr schwer zu verdauen, statt hinunter zu schlucken, bin ich am Wiederkauen! Weil ich es auskotzen, breittreten, hinausschreien muss: Das Gefängnis der Freiheit – Ohnmacht im Überfluss!".

Wie gestaltet sich die sogenannte „Szene“ in Berlin, ist sie dort sehr gespalten oder
gibt es noch eine Art Zusammenhalt? Und wie verhält es sich in eurem Umkreis mit der
Grauzonenproblematik? Hat man es als Band schwer, mit einer klaren Einstellung und
Distanz zu diversen, seltsamen Bands Anerkennung zu finden oder noch besser, Vorbild für
andere zu sein?

Wo fängt die Szene an, wo hört sie auf? Das ist schwer zu beantworten. Es gibt definitiv deutliche Spaltungen aber das war schon immer so und wird wohl leider auch immer so bleiben. So sehr die Szene aber auch gespalten sein mag, steht sie bei Einem aber glücklicherweise noch immer zusammen: Nämlich wenn es um den Angriff auf die letzten, verbliebenen Alternativ-Zentren der Stadt geht. Beispiel Liebig 14 oder die Köpi! Da Berlin wahnsinnig viele verschiedene Strömungen besitzt, findet auch jede Band ihr individuelles Publikum und so wird man fortwährend mit Anfeindungen als auch Zuspruch konfrontiert. Damit muss man leben und seinen eigenen Weg suchen ohne zu viel auf die Meinung Anderer zu geben.

Wo habt ihr eure musikalischen Erfahrungen gesammelt? In welchen Bands wart ihr aktiv
und wo spielt ihr derzeit noch so nebenbei??

Alex (spielte früher Akkordeon und spielt aktuell nebenbei bei Nordwand) und Thommäs (spielte früher Schlagzeug) stammen ursprünglich von den Essensresten (Kellerpunk), Falk (früher Trompete)
tourte mit TenSing quer durch die Republik, Oigen spielte früher bei Flying Shit (Punk), Borch (spielte früher Blues und Klarinette) war eine Art Wandergitarrist bei Paddelevents und Butthead (spielte nebenbei Klavier) stammt aus einer Gothicband. Irgendwann trafen wir uns alle in einem gemeinsamen Proberaum in der Band OTP wieder, lösten selbe Band auf und gründeten FREI SCHNAUZE!

Ihr lasst euch musikalisch nicht in eine Schublade stecken, was ich sehr authentisch finde,
da manche Bands leider doch sehr oft versuchen, etwas zu kopieren. Was hört ihr denn
gern, wenn ihr mal nicht selber zockt? Lasst ihr euch, zumindest ein bisschen, davon kreativ
beeinflussen?

Das kann man so genau nicht sagen. Da hört jeder etwas anderes. Wenn wir die Genre zusammenfassen müssen, dann finden die folgenden definitiv Einfluss in den privaten Musikgenuss: Street-Punk, Punkrock, Skatepunk, HC-Punk, Hardcore, Metalcore, Metal, Blackmetal, SKA, Reggae und natürlich Scooter ;-).... Halt alles was alternativ und handgemacht ist. Und ja, natürlich hält das auch Einzug in die kreative Entwicklung neuer Songs. Da kommt man auch gar nicht drum herum.

Wo seht ihr die Grenze zur Kommerzialität erreicht, bzw. kann man die überhaupt so ziehen,
dass man sagt bis hier und nicht weiter? Es gibt ja auch Punkrocker die von ihrer Band leben
müssen. Wie steht ihr dazu?

Wenn es Musiker schaffen, von ihrer Musik zu leben ist es ihnen in jedem Fall sehr zu gönnen. Die Grenze zum Kommerz wird in unseren Augen überschritten, wenn das Herz nicht mehr im Vordergrund steht, sondern der Gedanke möglichst viel Geld zu scheffeln. Spätestens wenn Bands fünfstellige Gagen verlangen stimmt das Gleichgewicht eindeutig nicht mehr. Selbst vierstellige halten wir schon für äußerst fragwürdig. Wie hoch Gagen im Einzelnen sein können/sollten/dürfen, hängt stark vom Anfahrtsweg, der Mitgliederanzahl, Ausgaben für Instrumente, gestellte Technik, Benzinkosten, Unkosten usw. ab. Letztlich muss das jede Band, jeder Konzertbesucher und jeder Veranstalter selbst entscheiden. Dafür gibt es keine Faustregel! Die Macht eine Definition dafür zu schaffen trägt ausschließlich das Publikum. Wenn es Kommerz nicht supportet, wird er in den Szenen auch wieder abnehmen. Unterstützt es ihn, wird er weiter wuchern.

Was ist bei euch in naher Zukunft so geplant, z. B. geplante Konzis oder Touren? Schon
wieder neue Sachen in Planung?


Bis zu diesem Punkt stehen derzeit einige Termine zum Ende des Jahres an, viele Anfragen sind derzeit von uns auch noch unbeantwortet. Das ist oft ein Jobproblem aufgrund von Schichtdiensten.
Aktuell stehen für dieses Jahre definitiv das Potse Festival, das Save The Scene Festival, das Siempre Antifascista Festival, Wurzen, Halle, zwei noch ungeklärte Shows in Bayern und ein Show in Celle an. Da liegen aktuell aber wie geschrieben noch einige im Anfragefach, die beantwortet werden wollen. Da wird sich in den kommenden Wochen sicherlich noch einiges ergeben. Neuigkeiten bezüglich unserer Konzerte findet ihr immer auf unserem Blog: http://frei-schnauze-band.de

Zudem dürften in den kommenden Monaten noch ein paar Samplerbeiträge folgen. Der erste Song zum nächsten Album befindet sich schon wieder in der Geburt seiner Entstehung. Eventuell gibt
es zwischendurch noch eine Splitauskopplung. Das ist alles noch nicht spruchreif. Wir konzentrieren uns vorerst auf die anstehenden Shows und darauf unser Album möglichst effektiv unter das Volk zu bekommen. Das hat derzeit Prio Eins!

Noch eine Frage zum Schluss: Welche positive Veränderung würdet ihr euch im Allgemeinen
in der Punkszene am meisten wünschen und was für euch als Band im Speziellen?

Drei Worte: Denken statt Konsumieren!

Für uns als Band? Hmmm... Wahrscheinlich das wir so bleiben wie wir sind. Immerhin sind wir allesamt auch dicke Freunde, nicht bloß ein zusammengewürfelter Haufen Musiker. Natürlich wünschen wir uns und unserem Publikum wahnsinnig geile Konzerte auf den kommenden Shows! Die Albenkritiken sind bis jetzt wahnsinnig positiv, das bisherige Feedback auf unsere Shows ebenfalls – so kann es gern weitergehen! 

Interview von Lizal

Samstag, 22. Oktober 2011

Review // Staatspunkrott

Staatspunkrott - Phoenix Effekt

Die Band Staatspunkrott aus Würzburg hat sich weit nach oben gearbeitet, inzwischen spielen sie sogar auf kommerziell größeren Festivals wie Rock am Ring. Nun veröffentlichen sie ihr bereits sechstes Album. Dieses startet mit dem powervollem Song "Vom Tod", welcher von einer gestorbenen Person handelt, die Trauer die man dadurch verspürt, und das man seinen Weg trotzdem mit eben dieser Person handelt. Es folgt das melancholisch angehauchte "Auf den Dächern", welches besonders wegen des Textes zu meinen Lieblingen des Albums gehört. Zum Song "Einfach da" wurde ja bereits ein Video gedreht, das man sich auf Youtube anschauen kann. Im Titelsong wird der Phoenix in einem selbst besungen, der aus der Asche alter Zweifel aufsteigt und neue Hoffnung aufgehen lässt. Ich denke, dass der Song aussagt, das man alles schaffen kann wenn man aus dem vergangenen Mist das beste macht und soch nicht bremsen lässt. Danach folgt das Lied "Alles vergeht", welches um die wie so oft verflossene Liebe zweier Personen handelt, die eigentlich nie enden sollte. Einen besonders kreativen Songtext hat meiner Meinung nach "Ich bau ein Haus". Ein Haus, dass einen Freiraum bieten soll gegen den Alltagsmüll, ein Bollwerk gegen die Welt, welches nur mit Hilfe sehr vieler anderer aufgebaut und verwirklicht werden kann. Titel 10, und somit der letzte des Albums, nennt sich "Der Romantiker". Wenn ich den Song so höre, könnte er auch gut von irgendeiner Band kommen, die jeden Tag auf Viva und MTV läuft. Das soll jetzt keinesfalls beleidigend sein, der Text ist recht amüsant. Nach diesem mit 2 Minuten mit Abstand kürzesten Song der Scheibe ist man dann auch am Ende angelangt.

Fazit: Staatspunkrott haben sich auf jeden Fall weiter entwickelt, die Songs sind um einiges reifer geworden. Leider denkt man ab und zu, dass man das ein oder andere schon irgendwie mal gehört hat. Trotzdem ein nettes Album, bei dem ich jedem raten kann wenigstens einmal rein zu hören.


Infos:

Band: www.staatspunkrott.com

Label: www.monster-artists.com

Review von Kevin

Samstag, 17. September 2011

Review // Denkblockade

Denkblockade - Kleinstadtklänge

Nach vielen Stunden, indem die Cover in die teils alten Hüllen, die keiner mehr brauchte, eingeschoben wurden, nach unzähligen Tagen des CD-Laserns hat die Band "Denkblockade" aus Güstrow es endlich geschafft, ihre erste CD ist endlich fertiggestellt worden.
Und es hat sich gelohnt, 11 Tracks und ein Bonus sind zu hören. Angefangen mit einem sehr melodischen Intro geht es weiter mit "Nostalgie", welches eine alte, inzwischen zerbrochene Freundschaft beschreibt. Mit der tiefen Stimme des Bassisten hört man das ruhige "Jetzt taut's", danach wird es etwas lauter mit dem kritischen Song "Sie kriegen jeden". Hier geht es um die Manipulation durch die Massenmedien, die uns alle in ihre Gewalt ziehen wollen. In "Disziplin" geht es um die Arbeitermoral, den blinden Gehorsam, der schon einmal in unserer Geschichte zu schlimmen und unmenschlichen Taten geführt hat. Für mich einer der besten Songs auf dem Album. Die nächsten beiden Songs sind etwas ruhiger. "Hoffnung" und "Große Liebe" sind sehr melodisch und laden zum relaxen ein. In letzterem Song kommt auch eine Flöte zum Einsatz. Wer mehr auf laute Musik steht, wird anschließend voll auf seine Kosten kommen. "Feuerwerk" heisst das Stück und ist für mich der Höhepunkt des Albums. Gerade am Anfang wird regelrecht in Mikro reingerotzt, dass es einfach nur Spaß macht. Nach diesem Kracher folgt das für mich leider textlich ziemlich schwache Lied "Ein Leben". Umso besser wird es danach mit "Global gesehen", auch wenn das Lied ziemlich Monoton wirkt. Trotzdem sehr schön zu hören. Offiziell wird das Album mit "Freiheit" beendet, welches von der Gitarristin gesungen wird. Hier geht es um die Utopien der Band, die Vorstellungen von einer besseren Welt. Der "Bonus Track" folgt gleich danach und ist nichts anderes als eine andere Version von "Ein Leben". Ist kaum ernst zu nehmen, auch weil hier ziemlich schief gesungen wird. Vielleicht einmal ganz unterhaltsam, dann reicht es aber auch. Nach ungefähr 38 Minuten ist dann auch Schluss.
Fazit: Ein ziemlich gutes Album. Besonders positiv fällt mir auf, wie gut die beiden Gitarren eingesetzt wurden.

www.myspace.com/denkblockade 

Review von Kevin

Sonntag, 28. August 2011

Review // Dead Shepherd

Dead Shepherd - Sieg über die Vernunft ( v.ö. 2011 )

Dead Shepherd ist eine Band aus Norddeutschland, die mit ihrem Album "Sieg über die Vernunft" so einiges zu bieten hat. Gleich am Anfang ertönt ein Dudelsack und volle Kraft voraus geht es los mit dem grandiosen Opener "Weiter gehen", der schonmal eine Menge Spaß macht. Besonders gut gefällt mir "Normal". Ein Lied, welches vom Wunsch handelt, anders als die anderen zu sein. Und im Endeffekt ist man doch genau so normal wie die anderen. Eine extra Portion Rock'n'Roll gibt es mit "Autocycle Rebel", welches auf Englisch gesungen wird. "Rocker Ronny" kommt umso trotziger daher, vom Text her jedoch wieder sehr unterhaltsam. In "Wars das Wert?" stellt sich jemand, der sich nach einer anscheinend druchzechten Nacht an nichts mehr erinnert die Frage: Hat es sich gelohnt? Ist es gut, dass ich mich jetzt so dreckig fühle? Und er kommt zu dem Entschluss, "Ja das war es!". Einer meiner Lieblingstitel. Besonders Erwähnenswert ist "An Apple". Ein simpler Song darüber, dass man die Tiere in Ruhe lassen und lieber mal einen Apfel essen sollte. Große Klasse! Am Schluss gibt es mit dem Titelsong noch ein schönes Feierlied, welches das Album nach 15 Songs gebührend abschließt!

Fazit: Dead Shepherd sind garantiert keine super innovative Punkband und erfinden das Rad auch nicht neu. Aber warum sollten sie? Sie machen Musik, die einfach Spaß macht und ins Ohr geht und da auch drin bleibt! Eine tolle Mischung aus Punk und Rock'n'Roll!



www.anarchorock.de

Review von Kevin

Review // Frei Schnauze

 Frei Schnauze - Hunger ( v.ö. 2011 )

In einer Gesellschaft des Schweigens, in der sich das menschliche Wesen hinter Masken verbirgt und keine eigene Meinung mehr hat, ist Frei Schnauze der Faustschlag in die Fresse jedes einzelnen. „Hunger“ ist mit Sicherheit ein sehr passender Titel für das Album der Berliner, denn sie sind hungrig nach Veränderung, und das betrifft sicher auch die Szene an sich. Womit wir schon beim Thema wären: Denn seit der unschönen Sache mit den freilaufenden Wildtieren sind mir die Jungs sehr sympathisch geworden. Frei Schnauze stehen zu ihrer Meinung und hier sind definitiv Musiker am Werk, die nicht nur von den miesen Dingen singen, sondern sie auch offen angehen ohne sich wegen wem oder was auch immer in die Hose zu machen. Auch musikalisch gehen mir Frei Schnauze gut ins Ohr, da ich eigentlich nicht so viel „klassischen“ Hardcore höre und mich diese Mischung zwischen Deutschpunk, Hardcore und Ska sehr anspricht. Abwechslungsreicher Sound paart sich hier mit wütenden Texten voller Aggression, in denen man umso mehr merkt, dass die Jungs persönliche Erfahrungen gesammelt haben und nicht einfach nur inhaltslose Punkparolen von sich geben. An manchen Tagen, an denen einen die Misanthropie im Ghetto umfängt, machen diese Texte umso wütender. Lieder zum Wachrütteln jedes Einzelnen, hinzusehen was auf diesem Planeten so falsch läuft und zu erkennen wie einem die Medienwelt ein trügerisches Scheinbild serviert. (Auszug Track 8 „Schlachtruf der Idioten“: In den Medien den Krieg zur Unterhaltungsshow szeniert/Kriegsberichte sind zensiert, Ängste werden propagiert/mit rotem Blut nach ihrem Maß das Volk zum Fraße animiert/ wird zwischen Werbeblock und Wetter ein Feindbild generiert)Die Lieder hinterfragen warum Mensch immer nur gerade aus rennt und befassen sich mit der immer noch ungeklärten Frage, was die Norm ist (Track 5 „Nackt“: ) oder sind mitten aus dem Leben gegriffen und befassen sich mit dem Alltäglichen Grauen  in Gestalt von Arbeitsamt und Staatsanwaltschaft (Track 13 „Faule Sau“: Sie nennen mich faule Sau/ und doch wissen sie ganz genau/ das jeder der sozial enteignet/ zum überleben schwarz arbeitet). Es macht hier Spaß sich das Booklet durchzulesen, zumal auch grafisch ganze Arbeit geleistet wurde. Irgendwie erinnern mich der Gesang und die aggressiven Gitarren ein bisschen an C.O.R. aus Rügen. Frei Schnauze haben aber definitiv ihren sehr eigenen Stil, daher würde ich die Platte nicht nur für die Freunde des Hardcore-Punk empfehlen, sondern auch für den „gemeinen“ Deutschpunk- und Skahörer.


 www.myspace.com/freischnauzeband

Review von Lizal

Samstag, 27. August 2011

Review // I SAW DAYIGHT

I SAW DAYLIGHT – Demo 2011

I Saw Daylight, eine kleine, noch relativ unbekannte Regionalband aus Ulm haben dieses Jahr Ihre erste drei Track starke Demo veröffentlicht. Die Demo wurde komplett im DIY verfahren aufgenommen und steht auf deren Facebook Seite zum kostenlosen Download bereit.

Musikalisch ist I Saw Daylight schwierig zu kategorisieren. Im einem Moment klingen Sie nach melodischem Hardcore der zum Stagediven förmlich einlädt und im nächsten knüppeln Sie dir mit brachialen Breakdowns die Seele aus dem Leib. Textlich reiten die drei Jungs und zwei Mädels genauso ein auf und ab wie instrumental. Hauptaugenmerk bleibt, zumindest auf der Demo, ganz klar die Liebe. Warum auch nicht? Schließlich bewegt diese ja wie kein anderes Gefühl die Menschen überall auf der Welt gleichermaßen.

Insgesamt macht die Demo also einen soliden Eindruck und ist für ein DIY Produktion angenehm zu hören. Daher ist es absolut kein Fehler sich die 5 Minuten Zeit zu nehmen und das Teil zu downloaden.

Mein persönliches Schlusswort:

Alles in allem machen I Saw Daylight einen super Job. Sie bedienen sowohl die melodic hardcore Fangemeinde, sowie den Breakdown fanatischen Mosh-Krieger. Also, checkt euch die Demo und besucht eine Ihrer Shows. Es lohnt sich wirklich!




 


Review von Jakob